Mit dem Publikum in Kontakt zu treten, ist für viele Künstler, Influencer und Medienschaffenden von unschätzbarem Wert und sorgt für eine ganz besondere Bindung zur Fan-Gemeinde. Seit einiger Zeit muss man als Konsument nicht einmal mehr die eigenen vier Wände verlassen, um Konzerte oder Live-Auftritte zu sehen – und zwar in Echtzeit.
Technik macht’s möglich
In erster Linie denken viele Menschen bei dem Thema „Alles nur noch online konsumieren“ an eine durch die digitalen Möglichkeiten eingetretene Faulheit. Man braucht nirgendwo mehr hinzugehen, sondern kann die Dinge, die man sehen möchte, tagesaktuell online abrufen. Wer jedoch schon einmal bei einem Live-Konzert war, weiß, wie groß der emotionale Wert ist, den eine Veranstaltung vor Ort ausmacht. Gänsehaut pur, wenn man mit tausenden Fremden eine Einheit bildet und gemeinsam feiert. Jedoch haben nicht alle Menschen die Möglichkeit, physisch anwendend zu sein.
Wer ein Ticket gekauft hat und kurz vor der Veranstaltung krank wird, freut sich darüber, dass zumindest an der Mattscheibe das Erlebnis verfolgt werden kann. Menschen mit körperlichen Einschränkungen, denen ein Besuch nicht möglich ist (z.B. weil sie die Lautstärke nicht ertragen können), können ebenfalls teilnehmen. Ein weiterer Grund kann eine zu große Entfernung zum Veranstaltungsort sein. Angenommen, die Lieblingsband spielt nur wenige Konzerte auf einer Europa-Tournee, allerdings nicht im eigenen Heimatland oder zumindest in der Nähe. Dann kann die Online-Übertragung des Konzerts eine wunderbare Alternative oder zumindest ein Trostpflaster sein.
Online-Präsenz aus Sicht der Veranstalter
Virtuelle Events wie Konzerte, Messen, Cam-Liebe, Konferenzen oder Live-Streamings sind für viele Veranstalter mittlerweile eine wichtige Einnahmequelle, da aufgrund der einfachen Verbreitung über das Internet eine hohe Reichweite erzielt werden kann. Diese kann dadurch erreicht werden, dass verschiedene Plattformen gleichzeitig genutzt werden, auf denen das Event ausgestrahlt wird. Zudem spart es eine Menge Zeit und Geld, sich dem Publikum in Echtzeit zu präsentieren, anstatt das Video aufzuzeichnen und hochzuladen. Letztendlich erhält der Veranstalter unmittelbar Feedback auf das Gesendete (durch Kommentarfunktionen oder die Analyse des On- und Offlinegehens der User). Das hilft der eigenen Marke Einfluss auf die zu erreichende Zielgruppe zu nehmen und erhöht somit die Sichtbarkeit in der digitalen Landschaft.
Die eigene Marke von innen heraus stärken
Durch die Möglichkeit des Interagierens mit dem Publikum während des Sendens mittels Live-Kommentaren oder einer direkten Einwahlmöglichkeit, gelingt eine sehr gute Interaktion mit der Fan-Gemeinde, die dabei hilft, eine sich untereinander austauschende Community aufzubauen – und zwar weltweit! Durch das Fördern der Kommunikation mit Gleichgesinnten wird die eigene Marke gestärkt und weiter ausgebaut. Wird nämlich der Puls des Publikums getroffen, verbreiten sich gute Nachrichten über das Internet wie ein Lauffeuer.
Live-Streaming als zusätzliche Einnahmequelle
Es wäre naiv zu denken, dass Content-Ersteller aus reiner Nächstenliebe ihre Botschaften auf Live-Streaming-Plattformen zur Verfügung stellen. Natürlich lässt sich damit Geld verdienen. Angenommen, ein Konzert findet in einer 2.000 Menschen fassenden Location statt und alle Tickets sind verkauft. Dann wäre die Limitation des Gewinns erreicht. Streamt man das Event und lässt tausende zusätzliche Menschen gegen ein gewisses Entgelt dran teilhaben, erhöht man den Gewinn, der sich aus einer einzigen Veranstaltung ziehen lässt. Selbst, wenn man den Stream kostenlos zur Verfügung stellt, wird dadurch die Reichweite erhöht.
Bei kleineren Events jedoch besteht die Gefahr, dass seitens der Veranstalter nur noch kleine Venues gebucht werden, das Live-Publikum reduziert und nur noch auf Online-Teilnehmer gesetzt wird. Hierunter wird über kurz oder lang die Veranstaltungsindustrie leiden, da viele Hallen überflüssig und nicht mehr gebucht werden.
Herausforderungen und Chancen
Es ist leicht zu erkennen, dass neben dem unfassbar hohen Potenzial, die eigene Anhängerschaft zu vergrößern, auch eine Menge Gefahren lauern. Die bereits angesprochenen Auswirkungen auf die Veranstaltungsbranche sind nicht die einzigen, die es zu beachten gilt. Auch die technische Seite zu betrachten, ist sinnvoll. Live um die ganze Welt zu senden, braucht eine Menge Energie und technisches Equipment. Ganz zu schweigen von der ethischen Komponente. Eine Community kommt zusammen, um gemeinsam zu feiern. So sehr ein Austauschen über Chats Spaß macht – das eigentliche Live-Erlebnis wird dadurch nicht ersetzt.
Fazit
Live-Streaming ist eine gute Möglichkeit, die eigene Bekanntheit zu vergrößern, eine Community aufzubauen, Content zu verbreiten und Geld zu verdienen. Jedoch ist die Gelegenheit, physisch mit der Anhängerschaft in Kontakt zu treten, nicht möglich und somit ein Auf- oder Ausbauen einer speziellen Bindung zu den Fans stark limitiert.