Als die Einwohner der norditalienischen Stadt Mailand im 19. Jahrhundert zum ersten Mal einen Kaffee aus einer „ Caffettiera“ (die übliche Bezeichnung für den Espressokocher in Italien) probierten, stellten sie schnell fest, dass dieses praktische und handliche Gerät genau das ist, was sie brauchten, um mal schnell einen Kaffee zuzubereiten. Heute, gut 130 Jahre später, ist der Espressokocher ein weltweit verbreitetes Gerät für die Zubereitung von Kaffee.
Der vermutlich wichtigste Grund für seine enorme Ausbreitung ist die einfache Bedienbarkeit. Gemahlener Kaffee, etwas Wasser, eine Wärmequelle, wie eine Herdplatte oder auch ein Lagerfeuer, und schon nach ein paar Minuten steht ein kochend heißer Kaffee zur Verfügung, ganz ohne lästigen Kaffeesatz. Heute variiert der Espressokocher. Statt der Herdplatte verfügt das Gerät je nach Modell über eine eigene Heizvorrichtung, für die dann nur noch eine Steckdose oder ein Zigarettenanzünder benötigt werden. Damit avancierte der Espressokocher auch in Büros, Werkstätten oder in Lkw-Kabinen zum bevorzugten Kaffee-Zubereiter.
Was sind die Unterschiede bei Espressokochern?
Die ursprünglichen Espressokocher des 19. Jahrhunderts wurden noch aus Kupferblech gefertigt. Im frühen 20. Jahrhundert traten Espressokocher aus Aluminium ihren bis heute andauernden Siegeszug an. Gefolgt von Geräten aus Edelstahl und jetzt gibt es auch Espressokocher in Kunststoff und Glas.
Die technischen Unterschiede der verschiedenen Espressokocher lassen sich folgendermaßen einteilen:
Espressokocher für externe Heizquellen wie Gas- oder Elektroherd aus Aluminium oder Edelstahl
Espressokocher zusätzlich geeignet für Induktionsherde
Espressokocher aus Kunststoff für Mikrowellenherde
Espressokocher mit eingebauter, elektrischer Heizquelle (220 V und / oder 12 V)
Espressokocher mit Cremaventil
Was hat es mit dem Cremaventil auf sich?
Die nur in Deutschland gebräuchliche Bezeichnung „Espressokocher“ führt in die Irre. Mit einem Espressokocher lässt sich kein Espresso zubereiten. Dafür braucht es einen Dampfdruck von 9 bar. In einem Espressokocher steigt der Dampfdruck jedoch nur auf rund 2,5 bar. Um hier ein bisschen nachzuhelfen, wurde das Cremaventil entwickelt. Dieses Cremaventil ist bei manchen Espressokochern am Steigrohr der Kaffeekanne angebracht. Dieses Ventil erhöht den Dampfdruck, jedoch niemals auf 9 bar, und erzeugt zwar keine Crema, wie sie in Siebträgermaschinen oder Kaffeevollautomaten möglich ist, aber immerhin einen Kaffee mit einer gewissen Schaumbildung. In Österreich wird der Espressokocher Mokakanne genannt, was bezüglich Konsistenz und Geschmack des Kaffees weit eher zutrifft als die Bezeichnung Espressokocher.
Ein Espressokocher steht nie für sich allein
Die Frage danach, was einen guten Espressokocher ausmacht, muss immer im Zusammenhang mit dem verwendeten Kaffee, dessen Feinheit, mit der er in der Kaffeemühle gemahlen wurde, und dem verwendeten Wasser betrachtet werden. So besteht der heutige Markt für Kaffeebohnen zu gut 80 % aus Arabica-Bohnen. Diese beweisen sich in einer Filterkaffeemaschine als verlässliche Geschmacksträger, aber nicht unbedingt in einem Espressokocher. Hier sind Robusta-Bohnen die bessere Wahl. Sie besitzen einen höheren Koffein-Anteil und werden länger geröstet. Aber das ist Geschmackssache, weshalb es nicht einfach ist, den einen oder anderen Espressokocher als mehr oder weniger gut zu bezeichnen.
Immerhin gibt es ein physikalisches Merkmal, das unabhängig von Kaffeesorten oder Wasserhärten funktioniert.
Als Alfonso Bialetti seinen achteckigen Espressokocher im Jahr 1945 auf den Markt brachte, war es eher fertigungstechnischen Bedingungen geschuldet, dass dieser aus Aluminium war. Aluminium aber ist ein sehr guter Wärmeleiter. Viel besser als Stahl oder etwa Kunststoff. Wird nun ein Aluminium-Esspressokocher auf eine Heizquelle gestellt, erwärmen sich der untere Kessel und die darüber befindliche Kanne sehr schnell. Je höher die Temperatur der gesamten Espressomaschine, desto höher der Dampfdruck und damit auch die Durchtrittsgeschwindigkeit des Dampfs durch das Kaffeepulver. Diese höhere Geschwindigkeit des Dampfes löst mehr Aromastoffe aus dem Kaffee.
Der klassische Espressokocher aus Aluminium punktet hier zumindest in Sachen Geschmack.
Pflegeleichter sind hingegen Espressokocher aus Edelstahl oder Kunststoff. Die Espressokocher mit eigener Heizung sind wiederum flexibel, solange eine Stromquelle da ist, die angezapft werden kann. Der Espressokocher mit Glaskanne ermöglicht die Beobachtung des Vorgangs während des Kaffeekochens. Espressokocher für Induktionsherde oder für Mikrowellen spielen ihre jeweiligen Vorzüge eben in modernster Küchentechnik aus.
Nehmen wir mal an, wir könnten einen Espressokocher mit allen hier aufgezählten Vorzügen herstellen, dann wäre das die eierlegende Wollmilchsau unter den Espressokochern. Eine eingebaute Heizung verbietet jedoch den Gebrauch auf weiteren Wärmequellen. Aluminium ist nicht für Induktionsherde geeignet und Kunststoffe machen nur in der Mikrowelle eine gute Figur. Glaskannen können hitzebeständig sein, sind dafür aber in der Regel nicht bruchfest.
Was also macht einen guten Espressokocher aus?
Da sich das allgemeine Handling eines Espressokochers bei allen Geräten weitgehend gleicht, ist die Frage nach einem guten Espressokocher schlicht eine individuelle Angelegenheit. Im besten Fall lassen sich Empfehlungen aussprechen, die jedoch nicht mit den verschiedenen Umständen kollidieren dürfen.
Für die Nutzung auf herkömmlichen Elektroherden oder Gas, der Espressokocher aus Aluminium.
Bei selbst heizenden Kochern darf sich ruhig auch mal an der Optik orientiert werden.
Für Induktionsherde braucht es zumindest einen Sandwichboden mit Stahlkern oder gleich ein Gerät aus ferritischem Stahl, für die Mikrowelle Kunststoff usw.
Tatsächlich bleibt nur ein gemeinsames Element übrig, was einen guten Espressokocher ausmacht: das Cremaventil. Alles drumherum ist in Sachen Espressokocher eine persönliche Angelegenheit.